Hilfengebung

Die Hilfengebung ist die Kommunikation mit dem Pferd und sie entscheidet über den Wert der Longenarbeit.

In den vielen Jahren, die ich Longieren unterrichte, habe ich die verschiedensten Arten der Hilfengebung gesehen: Mit und ohne Stimme, Schnalzen und "Brrrr", mit oder ohne Peitschensymbolik, usw. Viele Diskussionen wurden geführt über Sinn und Unsinn, Vor- und Nachteile.

Das für mich entscheidende Kriterium für die korrekte Hilfengebung ist nur eines: Sie muss funktionieren. Wenn Sie in der Lage sind, Ihr Pferd mit Ihrer Hilfengebung in jede beliebige Gangart zu bringen, auch über zwei oder drei Gangarten, und in den Gangarten das Tempo beliebig variieren, ist sie gut.
Wenn Sie das nicht können, sollten Sie sich Gedanken darüber machen, Ihre Hilfengebung zu verbessern:

  • Geben Sie immer genau die gleichen Hilfen für die gleichen Übungen
  • Setzen Sie sich konsequent dem Pferd gegenüber durch (Gehorsam)
  • Die Dosierung und das Zusammenwirken der einzelnen Hilfen muss stimmen
  • Sie müssen die Hilfen im richtigen Moment geben

Ein wichtiger Punkt ist es, die Hilfen beim Longieren dosieren zu können. Gerade beim Umgang mit der Peitsche werden häufig Fehler gemacht. Entweder wird sie überhaupt nicht eingesetzt oder das Pferd wird touchiert. Doch Treiben ist nicht gleich treffen. Leichtes Hinterherwerfen des Peitschenschlages, ohne das Pferd zu berühren, in Verbindung mit leichtem Schnalzen wäre zum Beispiel eine ungefähr 30 %ige Hilfe.

Stimmhilfen

Da Pferde zehn mal so gut hören können wie Menschen, haben Sie mit der Stimme einen großen Einfluss auf das Pferd. Dabei ist der Tonfall der Stimme sowie die Akzentuierung von entscheidender Bedeutung, nicht die Lautstärke.

Junge Pferde werden anfangs sehr viel mit der Stimme longiert, sie reduziert sich aber im Laufe der Zeit auf die Grundkommandos "Halt", "Scheritt", "Terab" und "Galopp".

Das Schnalzen und die Hilfe "Brrr" eignet sich hingegen sehr gut für die Verstärkungen und das Zurücknehmen des Tempos in einer Gangart. Zum Strafen und Zurücknehmen des Pferdes wirkt ein kurzes und prägnantes "Sch" sehr gut.

Achten Sie darauf, dass die Stimmhilfen, auch beim Durchparieren, immer Befehlen gleichen müssen. Jegliches "bitte, bitte" kommt nicht an.

Longenhilfen

Die Longenhilfen sind vergleichbar mit denen beim Reiten: Annehmende, nachgebende, verwahrende und durchhaltende Hilfen.

Annehmende Hilfen werden immer in Verbindung mit einer treibenden Hilfe benutzt zum

  • Aufmerksam-machen des Pferdes zum Beispiel vor einem Gangartwechsel
  • Verkürzen des Gangmaßes
  • Anhalten
  • Wechseln in eine niedrigere Gangart

Annehmen ist es ein sehr kurzer Impuls, der durch die Longe geht. Dem folgt sofort wieder das Nachgeben. Hängt die Longe bei Ihrem Pferd durch und haben Sie keine stetige Verbindung, kommt keine Longenhilfe am Pferdemaul an.

Hierbei hat es sich bewährt, in dem Moment, in dem Sie parieren wollen, eine Welle durch die Longe zu schicken. Durch ein kurzes Schütteln der Hand nach rechts und links entsteht eine Welle, die auch bei nicht anstehender Longe am Pferdemaul ankommt.

Peitschenhilfen

Da Pferde Bewegungsseher sind, können Sie mit einer eindeutigen Peitschensymbolik Übergänge zwischen und in den Gangarten erarbeiten. So brauchen Sie zum Treiben nicht mehr zu treffen.
Je nach Stellung wirkt die Peitsche so treibend oder verwahrend. Aus der Grundstellung heraus können Sie die Peitsche

  • hinter dem Pferd senken zum Gangartwechsel nach oben. Hier wirkt die Peitsche bedrohend, weil Sie sie von dort direkt abziehen können. Das Pferd lernt sehr schnell, was von hinten droht.
  • erhoben weiter in Richtung hinter das Pferd führen zum Verstärken des Tempos. So kann das Pferd mehr von der Peitsche sehen, die es von dort direkt touchieren kann.
  • erhoben in Richtung Kopf führen zum Beruhigen des Pferdes. Ist es eilig, wirkt die Peitsche nicht mehr von hinten treibend.

Hilfengebung durch Körpersprache

Mit unterschiedlicher Stellung zum Pferd können Sie an der Longe sehr viel erreichen. Stehen Sie weiter hinten hinter dem Pferd, haben Sie eine mehr vorwärtstreibende Wirkung. Bewegen Sie sich in Richtung Kopf, wirkt das eher bremsend.

Gehen Sie beim Verlagern des Zirkels etwa in Kopfhöhe mit dem Pferd mit. So wird es besser geradeaus gehen, weil ihre Stellung es dazu veranlasst.

Will das Pferd nicht durchparieren, gehen Sie, die Longe aufnehmend, in Richtung vor das Pferd und nehmen es so zurück.

Zum Auslösen einer entsprechenden Reaktion des Pferdes auf Ihre treibenden Hilfen können Sie energisch auf die Hinterhand des Pferdes zugehen. So treiben Sie es mit der Körpersprache vorwärts.

Seitwärts treibende Hilfe

Zum Heraustreiben des Pferdes hat sich bewährt, den Peitschenschlag von weit hinten in Richtung Hinterbein zu werfen, ohne es zu treffen. So wirkt die Peitsche vorwärts-seitwärts treibend.

Das Pferd bleibt fleißig und tritt an die Hand heran. Bei der Methode, die Peitsche in Richtung der Schulter zu werfen, fehlt die treibende Einwirkung. Meistens reagieren die Pferde nicht entsprechend.

Hilfengebung für Übergänge zwischen und in den Gangarten

Aufforderungskommando

Analog zum Reiten wird jede Lektion und Veränderung über die Hilfengebung entsprechend vorbereitet. Das Pferd wird durch Ansprechen (Name des Pferdes, "Pass auf" oder ähnliches) in Verbindung mit einer Longenhilfe aufmerksam gemacht.

Ausführungskommando

Gangartwechsel

Für einen Gangartwechsel nach oben wird die Peitsche von der Grundstellung aus hinter dem Pferd gesenkt und das entsprechende Kommando gegeben. Heben Sie die Stimme auf der zweiten Silbe deutlich an, so wirkt sie auffordernd: "Sche-ritt, Te-rab und Ga-lopp.

Zum Durchparieren des Pferdes geben Sie gleichzeitig eine Longenhilfe und das entsprechende Kommando. Die Stimme wird hierbei auf der zweiten Silbe abgesenkt, das Kommando gleicht aber immer noch einem Befehl.

Tempiwechsel

Zum Zulegen in einer Gangart wird die Peitsche von der Grundstellung aus weiter nach hinten hinter das Pferd geführt. So verstärkt sich die treibende Wirkung und in Verbindung mit dem Schnalzen tritt das Pferd direkt an.

Wollen Sie das Tempo des Pferdes zurückführen, müssen Sie das sehr konsequent und energisch tun. Genau wie beim Reiten wird dazu eine aktive Hilfe gegeben. Mehrere Longenhilfen in Verbindung mit mehrfachem kurzem "Brrr" oder "Sch" nehmen das Pferd zurück.

Ausführlich wird die Hilfengebung in dem Buch "Longieren" beschrieben. Dort wird auch aufgezeigt, wie dem Pferd die Hilfen beigebracht werden können oder wie Sie Ihr Pferd auch aus sieben Metern Entfernung anhalten.


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