Pferdeausbildung


 

Zielgerichtetes Arbeiten ist der Schlüssel zum Erfolg in der Pferdeausbildung.

Um ein Pferd effektiv arbeiten zu können, müssen Sie sich vor einer Arbeitsstunde genau überlegen, was Sie eigentlich erreichen wollen:

  • Wo steht das Pferd momentan in der Ausbildung und was will ich heute erarbeiten?
  • Gibt es eventuelle Schwierigkeiten, die gelöst werden müssen?
  • Wo hat es beim letzten Longieren mit dem Pferd gehakt?

Anhand der Ausbildungsskala wissen Sie genau, mit welchen Lektionen Sie zum Ziel kommen können. Versuchen Sie, dieses direkt zu erarbeiten. Das Longieren muss aber abwechslungsreich sein. Es kann aber sehr gut sein, dass Sie Ihre gesteckten Ziele in der Stunde mehrfach ändern müssen, weil das Pferd beispielsweise einen schlechten Tag hat oder äußere Einflüsse die Arbeit stören.

Auch ist es normal, dass Sie die gesteckten Ziele immer mal wieder nicht erreichen. Hören Sie also früh genug auf und versuchen es am nächsten Tag nocheinmal. Jede Arbeitseinheit mit dem Pferd setzt sich aus drei Phasen zusammen

 

Lösungsphase
  • Zum Erwärmen des Pferdes und Lösen der Muskulatur
  • Beginnen Sie mit mindestens zehn Minuten Schrittarbeit
  • Längere Trabphasen
  • Übergänge zwischen den Gangarten
  • Dauer nach der Schrittphase: ca. 10-15 Minuten beim ausgebildeten Pferd. Das Lösen des Pferdes kann allerdings auch Stundenziel sein.

 

Arbeitsphase
  • Verbessern des Pferdes in der Ausbildung nach den vorher gesteckten Zielen.
  • Systematisches Anwenden der entsprechenden Lektionen und abwechslungsreiches Arbeiten mit dem Pferd.
  • Dauer: ca. zwanzig bis dreißig Minuten.

 

Entspannungsphase:
  • Das Pferd wird in Dehnungshaltung über den Rücken gearbeitet, damit sich eventuelle Spannungen lösen können.
  • Die Arbeitseinheit wird damit positiv beendet.
  • Dauer: Fünf bis zehn Minuten.

Lösen des Pferdes

Das Erreichen der Losgelassenheit ist Grundvoraussetzung für den Erfolg bei der Arbeit mit dem Pferd. Dabei spielt es keine Rolle, ob das Pferd geritten, gefahren oder longiert werden soll.

Beginnen Sie jedes Bewegen des Pferdes immer mit mindestens zehn Minuten Schrittarbeit. So löst sich die Muskulatur und das Pferd gewöhnt sich an die Umgebung.

Nach einigen Minuten können Sie den Laufferzügel so anlegen, das die Stirn-Nasenlinie vor der Senkrechten steht. Beginnen Sie mit einer längeren Trabphase auf der Hand, auf der das Pferd am besten geht. Es soll dabei in einem fleißigen aber angepassten Grundtempo gehen. Nach einigen Minuten fließen Übergänge zum Schritt sowie das Zirkel Verlagern mit ein.

Die anschließenden Wechsel zum Galopp eignen sich besonders zur Aktivierung und Gymnastizierung der gesamten Oberlinie des Pferdes. Nach ein oder zwei Runden parieren Sie wieder durch, da langes Galoppieren nur ermüdet.

Am Abschnauben, Kauen (Schaum vor dem Maul) sowie an der zufriedenen Mimik erkennen Sie das gelöste und zufriedene Pferd. Es beginnt, sich am Laufferzügel vorwärts-abwärts zu dehnen, der Schweif wird frei getragen und der Rücken beginnt zu schwingen.

Korrekte Dehnungshaltung ist aber nur gegeben, wenn das Pferd dabei im frischen Tempo fleißig vorwärts geht. Die Maulspalte kann dabei durchaus etwas unter Höhe des Buggelenkes kommen.

Die weiterführende Arbeit an der Longe

Nach dem Erreichen von Takt und Losgelassenheit können Sie die Schubkraft und Tragkraft des Pferdes weiter entwickeln. Orientieren Sie sich auch hier an der Skala der Ausbildung. Bedenken Sie, dass die korrekte Ausbildung des Pferdes ein langer Weg mit Höhen und Tiefen ist. Was Sie Ihrem Pferd geben müssen ist Zeit.

Verbessern der Anlehnung

Ziel der weiteren Ausbildung ist das Verbessern der Anlehnung, des Schwunges und daraus resultierend der relativen Aufrichtung. Die Hilfszügel werden so verschnallt, dass das Pferd auf die Zirkellinie eingestellt ist und die Stirn-Nasenlinie vor der Senkrechten steht. Auch wird der Zügel etwas höher eingestellt, so dass die Maulspalte nicht unter Höhe Buggelenk kommt.

Durch vermehrtes Longieren von Übergängen zwischen und in den Gangarten stößt sich das Pferd vom Gebiss ab und trägt sich selber. Mit dem Verlagern, Verkleinern und Vergrößern des Zirkels arbeiten Sie Ihr Pferd immer mehr an die Hand, die Verbindung zum Pferdemaul wird immer stetiger.

Die Wechsel von Tempo und Gangart erhöhen außerdem die Durchlässigkeit des Pferdes für die Hilfen genauso wie das Antreten zum Tritte verlängern. Das Erarbeiten der korrekten Anlehnung dauert sicherlich mehrere Wochen.

Entwickeln der Schubkraft

Im weiteren Verlauf werden die Gänge des Pferdes verbessert und die Schubkraft entwickelt. Die Hinterhand wird aktiviert, das Pferd bewegt sich geschmeidiger. Die Arbeit mit Bodenricks ist eine gute Unterstützung. Übergänge von Gangart und Tempo verbessern weiterhin den Schwung des Pferdes. Das Zulegen in den Gangarten erfolgt nun auch auf gebogenen Linien.

Beim Longieren auf kleineren Linien tritt Ihr Pferd zum Ausbalancieren nun mit dem Hinterbein vermehrt unter den Schwerpunkt. Die Längsbiegung und die Schnelligkeit im Hinterbein wird verbessert, das Pferd nimmt mehr Last auf.

Die geraderichtende Arbeit auf kleinen Linien korrigiert die natürliche Schiefe des Pferdes und der Versammlungsgrad wird weiter erhöht. Diese Phase in der Ausbildung dauert ebenfalls mehrere Monate.

Entwickeln der Tragkraft

Das Entwickeln der Tragkraft ist an der einfachen Longe nur bedingt zu erreichen. Außerdem erfordert es ein hohes Maß an Fachkenntnis und Erfahrung. Das Pferd muss vom Exterieur, seiner Ausbildung und seinen Gängen in der Lage, diese Anforderungen zu erfüllen.

Im Buch "Longieren" wird die Ausbildung des Pferdes vom ersten Anlongieren bis hin zur Verbesserung von Geraderichtung und Versammlung eingehend beschrieben.


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